Um die eigenen ausländischen Mitarbeiter besser zu integrieren und einen glatten Arbeitsablauf zu gewährleisten, bietet das Unternehmen LM Design seit Januar einen eigenen Sprachkurs an. (Bericht und Foto MLZ vom 06.05.2019)
Kommunikation ist alles. Was in vielen Lebensbereichen gilt, genießt auch in der Vredener Firma LM Design hohe Priorität. Das mittelständische Unternehmen bietet seit Jahresbeginn einen Deutschkurs für seine ausländischen Mitarbeiter an. Der rasche Abbau der Sprachbarrieren ermutigt die Verantwortlichen, diesen Weg fortzuführen.
Seit vielen Jahren beschäftigen sie Bürger aus den östlichen EU-Ländern. Im Zuge der Migrationswelle fanden auch syrische Flüchtlinge oder aus Aserbaidschan bei LM Design eine Arbeit. Warum? „Anfang 2018 haben wir ein Leitbild entwickelt. Wir sind ein flexibles Team mit integrativen Möglichkeiten und fördern die Vielfältigkeit“, erklärt Geschäftsführer Christian Uppenkamp. Zum einen spiele der Fachkräftemangel eine Rolle in den Personalentscheidungen, zum anderen aber auch die ethisch-moralische Komponente und die Integration in den Alltag.
Hohe Motivation
Die internationalen Bewerber erhalten die gleichen Chancen wie deutsche, verspricht Uppenkamp. Facharbeiter und Helfer kämen mit einer sehr guten Ausbildung und großer Motivation ins Unternehmen. „Zumindest Letzteres vermisse ich manchmal bei deutschen Bewerbern“, sagt der Geschäftsführer. Dies liege daran, dass im Land beinahe Vollbeschäftigung herrsche. Der Arbeiter könne sich folglich die Stelle aussuchen. Aufgrund der sprachlichen Schwierigkeiten steht den Ausländern hingegen nicht immer jeder Arbeitsweg offen.
Um die Arbeitsabläufe nicht zu gefährden, muss die Kommunikation stimmen. Am einfachsten geht dies nun mal auf Deutsch. Also hat LM Design im Januar einen Sprachkurs angeboten. Das besondere daran ist, dass er für die Mitarbeiter verpflichtend ist, da er während der Arbeitszeit stattfindet. Den Kurs nach Feierabend und auf freiwilliger Basis oder über die VHS anzubieten, wäre kontraproduktiv und stieße schnell an Grenzen, glaubt Johanna Schroer von der Personalentwicklung: „Die Mitarbeiter würden es wahrscheinlich schnell schleifen lassen. Im eigenen Kurs bei uns erhalten sie hingegen eine besondere Wertschätzung und dieser fördert zudem den Teamgedanken.“
Einfaches Verständigen statt perfekte Grammatik
Elf Teilnehmer zählt der Kurs, der einmal die Woche unter der Leitung von Sprachcoach Hanne Brüning stattfindet. In den 90 Minuten geht es nur bedingt um Grammatik. „Es ist wichtig, dass die Teilnehmer ins Sprechen kommen und so Sicherheit und Selbstbewusstsein im Umgang mit der deutschen Sprache erlangen“, schildert sie ihr Vorgehen. Syrisch, polnisch oder rumänisch spricht sie nicht: „Da muss man eben kreativ werden. Das, was gerade benötigt wird, bestimmt den Kursinhalt.“ Brüning hebt hervor, wie schnell der Kurs zusammengewachsen sei und jeder den anderen unterstützt.
Ein typischer Auftakt der anderthalb Unterrichtsstunden ist ihre Nachfrage, wie die vergangene Woche abgelaufen ist. Martin ist Slowake und berichtet von seiner Maitour. Von Borken ist er mit einigen Freunden auf dem Fahrrad nach Winterswijk geradelt. Ihm sind die deutschen „Kaffeetouristen“ in Erinnerung geblieben, die sich kiloweise mit dem günstigen Kaffeepulver eingedeckt haben. Zehn Jahre lang hat er in den Niederlanden gearbeitet, die Sprache und besonders die Rachenlaute mochte er aber nie leiden, sagt er schmunzelnd.
Schnell gelernt
Anas aus Syrien bescheinigen die Kollegen eine sehr schnelle sprachliche Entwicklung. Anfangs saß er stumm an seinem Platz, nach einem Monat konnte er sich bereits auf Deutsch unterhalten. „Unter Kollegen muss man hier die deutsche Sprache sprechen. So lernt man das auch“, weiß der Rumäne Nicolae. Vorher haben er und David mit Landsleuten gearbeitet, es wurde immer nur rumänisch gesprochen. Mit der Aufgabe, sich auf Deutsch zu verständigen, kommen die internationalen Mitarbeiter augenscheinlich jede Woche besser zurecht.
Ursprünglich sollte der Kurs nur bis Ostern gehen. „Aufgrund der guten Resonanz und Ergebnisse haben wir uns entschlossen, den Unterricht beizubehalten“, sagt Johanna Schroer. Auch andere Unternehmen haben angefragt, ob eine Kooperation möglich sei. Dies gestalte sich allerdings schwierig bis unmöglich. Christian Uppenkamp: „Wir arbeiten im Zwei-Schicht-System, die anderen Firmen in einer Schicht. Grundsätzlich sind wir nicht abgeneigt, aber da wir am Kurs während der Arbeitszeit festhalten möchten, ist es momentan nicht machbar, eine gemeinsame Zeit zu koordinieren.“ Denkbar sei es aber, den Unterricht für die jeweilige Lebenspartnerin oder das älteste Kind zu öffnen.